NEW MODEL ARMY

Foto© by Tina Korhonen

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Erst im September 2023 hatten NEW MODEL ARMY das Album „Sinfonia“ veröffentlicht. Eine Gemeinschaftsproduktion mit dem freien Orchester Sinfonia Leipzig, mitgeschnitten im Berliner Tempodrom, bei der die Briten 21 Klassiker aus der Bandgeschichte in neuem Gewand aufgenommen haben. Songs wie „Vagabonds“, „Green and grey“ oder „Purity“, verstärkt durch den Einsatz von Streichern und Bläsern. Nach diesem aufwändigen Projekt hatte die Band beschlossen, neue Songs aufzunehmen. „Unbroken“ tauften die Veteranen aus der alternden Industriestadt Bradford ihr 16. Studioalbum. Elf Songs, die mehr nach „klassischen“ NEW MODEL ARMY klingen als viele der Vorgänger. Kraftvoll, kämpferisch und zuversichtlich. Sänger und Gitarrist Justin Sullivan erklärt uns, was ihn nach über vierzig Jahren immer noch antreibt und warum er so glücklich mit dem neuen Album ist.

Unbroken“ klingt wie ein klassisches NEW MODEL ARMY-Album, so wie man euch aus den 1980ern kennt. War das der Plan?

Dieses Album beruht auf einer ganz bewussten Entscheidung, wieder etwas ganz Simples zu machen, das nach NEW MODEL ARMY klingt. Das hat viel damit zu tun, dass wir vom Quintett zum Quartett geschrumpft sind. In dieser Besetzung hatten wir rund um unser vierzigjähriges Bandjubiläum viele Shows, für die wir alte Klassiker ausgegraben und in sehr reduzierten Versionen gespielt haben. Alles musste auf ganz einfache Weise funktionieren und je öfter wir diese Songs gespielt haben, desto besser haben sie uns gefallen. Mittendrin hatten wir dieses opulente „Sinfonia“-Projekt, was das genaue Gegenteil war. Das hat uns noch mehr in dem Gedanken bestärkt, etwas ganz Einfaches zu schaffen. Die Geschichte des Albums hat schon im Sommer 2021 begonnen, allerdings wurden wir dabei immer wieder unterbrochen. Anfangs haben wir gar nicht über einen Produzenten nachgedacht, wir haben nur einen Mischer gesucht. Dabei war Tchad Blake unsere erste Wahl, denn wir haben eine der frühen BLACK KEYS-Scheiben gehört und uns gefragt: Ist das eine alte Platte oder eine sehr moderne Platte? Irgendwie war sie beides gleichzeitig. Er lebt in Wales, aber wir mussten zuerst seine Managerin in Kalifornien kontaktieren, die uns gar nicht kannte. Also mussten wir Demos schicken. Daraufhin hat er sich gleich gemeldet und gefragt: Sind das wirklich Demos oder ist das Work in Progress? Und wir sagten: Das sind bloß Demos, wir haben ein bisschen in unserem Studio herumgespielt. Und er sagte: „Ich mag diese Demos. Diese Songs haben viel Energie und ihr scheint euch nicht viele Gedanken darüber zu machen, was ihr da tut. Ihr macht es einfach.“ Also haben wir einfach die Demos fertiggestellt und er hat sie für uns gemischt. Kein Song wurde noch einmal in einem großen Studio aufgenommen. Wir haben alles selbst mit ein paar Mikrofonen und einem Computer aufgenommen. Beim Mischen selbst waren wir nicht dabei, weil Tchad beim Arbeiten allein sein will. Er hat an unseren Monitor-Mixes gar nicht viel verändert, nur dass sie 25.000 Mal besser klingen als bei uns. Für mich ist es absolute Magie. Übrigens hat Tchad zu diesem Zeitpunkt an drei Alben gleichzeitig gearbeitet. Er wacht früh auf und entscheidet sich, worauf er gerade Lust hat. Parallel zu unserem Album hat er an einer neuen BLACK KEYS-Platte und an einem neuen Album von Peter Gabriel geschraubt.

Wer hat denn die Band verlassen und warum?
Unser Gitarrist Marshall ist nicht mehr dabei. Das war schon Ende 2021. Damals hatten wir jede Menge Jubiläumsshows vor der Brust. Konzerte über zwei Tage, an denen wir bis zu sechzig Songs gespielt haben. Marshall hat damals eine Corona-Impfung abgelehnt und wir haben nie so ganz verstanden warum, weil er kein Verschwörungstheoretiker ist. Trotzdem hat er sich geweigert. Es war dann schwierig in der Band, weil einer von uns einen nahen Verwandten durch Covid verloren hatte. Also hat er gesagt: Sucht doch einen Ersatz, der für mich einspringen kann. Einen Musiker, der schnell mal sechzig Songs lernt? Das war unmöglich. Also haben wir alle Songs zu viert eingeübt, weil Dean neben Keyboard auch Gitarre spielen kann. Das hat überraschend gut funktioniert. Marshall ist ein hervorragender Gitarrist und ein netter Typ, aber irgendwie nur ein Musiker, der bei NEW MODEL ARMY sein Geld verdient hat. Wir waren nie wirklich seine Band. Für uns vier ist NEW MODEL ARMY mehr als nur ein Job. Wir kennen alle Songs, selbst wenn wir uns die alten Nummern erst wieder draufschaffen müssen, etwa obskure B-Seiten von 1995. Klar müssen wir diese Songs erst wieder proben, aber wir kennen die Stücke. Bei Marshall war das nicht so, er hätte sich erst die alten Aufnahmen anhören müssen. Es ging also problemlos auch ohne ihn.

Warum klingt „Unbroken“ so typisch nach NEW MODEL ARMY?
Bei uns geht es um zwei Dinge. Zum einen, wie meine Stimme klingt, daran kann ich leider nichts ändern. Die ist sehr charakteristisch. Die andere Sache ist, als wir mit NEW MODEL ARMY angefangen haben, war die erste Welle des Punkrock in UK gerade vorbei. Damals waren alle Regeln, wie man Musik machen muss, verschwunden. Damals haben sich Bands wie KILLING JOKE, DEPECHE MODE, U2 oder THE CURE in die unterschiedlichsten Richtungen entwickelt. Jeder konnte machen, was er wollte. Ich selbst war nie ein hervorragender Gitarrist. Es funktioniert, aber richtig gut ist es nicht. Ich nutze es vor allem, um Songs zu schreiben. In der Frühphase von NEW MODEL ARMY hatten wir aber mit Stuart einen hervorragenden Bassisten und mit Robert einen herausragenden Drummer. Deshalb war das Wichtigste bei uns vor allem Schlagzeug und Bass. So wie in der Soulmusik, die ich damals sehr gerne gehört habe. Jetzt haben wir wieder einen tollen Bassisten und einen tollen Drummer wie in den Anfangstagen. Deshalb stellen wir die beiden in den Vordergrund und wir klingen wieder so wie früher. Das ist auf diesem Album mehr als auf seinen Vorgängern so.

Das Album heißt „Unbroken“. Was ist damit gemeint? Die Band, die immer noch ihr Ding macht, nach all den Jahren?
Nein, das ist es nicht. Der Titel ist erst entstanden, als das Album fertig war. Das ist immer das Letzte, woran wir denken. Das Artwork mit dem schwarzen Hengst haben wir schon vor langer Zeit ausgesucht. Joolz malt ständig großartige Bilder und das hat uns auf Anhieb gut gefallen. Dann kam uns „Unbroken“ in den Sinn. In England sagt man, man muss Pferde erst „brechen“, um sie reiten zu können. Sie werden trainiert, um sie an einen Reiter zu gewöhnen. Ein Pferd, das noch nicht an einen Reiter gewöhnt ist, nennt man ein „Unbroken Horse“. Eine viel tiefere Bedeutung hat der Albumtitel nicht.

Der Opener und gleichzeitig die erste Single heißt „First summer after“. Was steckt dahinter?
Der Song handelt von einem Roadtrip, den ich im Sommer 2022 mit meiner Freundin durch Osteuropa unternommen habe. Es war also der erste Sommer nach Corona. Und gleichzeitig war es der letzte Sommer vor dem großen Sturm, der inzwischen aufgezogen ist. Dieser massive Sturm, den sich die Menschheit selbst eingebrockt hat. Der Krieg in der Ukraine, das Ringen um die fossilen Brennstoffe und das Wiedererstarken von faschistischen Bewegungen weltweit. „It was the first summer after and the last summer before.“ Der Song beschreibt einfach nur dieses Gefühl. Ich erwähne viele Details von unserem Roadtrip, die man nicht alle verstehen muss. Bei Songs ist mir vor allem das große Thema wichtig, das dann mit Kleinigkeiten ausgeschmückt wird. Viele unserer Songs greifen das Wetter auf, die Uhrzeit oder das Licht. Das definiert, wo man sich gerade befindet. Die „flowers for the wedding“ zum Beispiel beziehen sich auf die Hochzeit meines besten Freundes Tobias Unterberg, der früher bei THE INCHTABOKATABLES Cello gespielt hat. Ich war Trauzeuge bei seiner Hochzeit in Berlin. „Unbroken“ ist sehr eklektisch, weil die Songs über zwei Jahre hinweg entstanden sind. Deshalb enthält diese Platte mehr persönliche Stücke, als ich normalerweise schreibe. Und deshalb sind die Themen auf dem Album eher zufällig zusammengewürfelt.

Es gibt also keinen Zusammenhang zwischen den Songs?
Was die Texte betrifft, nicht. In meinen Augen nicht einmal musikalisch, nur dass sie eben alle verdammt nach NEW MODEL ARMY klingen.

Ein Song, der eher politisch ist, heißt „Reload“. Worum geht es da?
Dieser Track ist eine offensichtliche Schimpftirade. Über die erste Zeile müssen wahrscheinlich alle lachen: „If I have to see another fucking Union Jack flying on the orders of the government, I’m going to be sick.“ In diesen Tagen sprechen die Leute so viel über Verschwörungstheorien, dabei gibt es diese eine verdammte Verschwörung seit über vierzig Jahren. Und zwar diese massive Umschichtung von Geld, Ressourcen und Macht von der öffentlichen Hand in private Hände. Man könnte meinen, dass sich dieses System nach der letzten großen Bankenkrise 2008 geändert hat, dem ist aber nicht so. Diese Idee existiert schon seit den Achtzigern und kam mit Margret Thatcher und Ronald Reagan. Der Markt wird schon alles regeln, davon werden wir alle profitieren. Befreit das Geld und uns allen wird es besser gehen. Vierzig Jahre später verzapfen diese Leute immer noch die gleiche Scheiße. Dabei ist das offensichtlich eine dicke, fette Lüge.

Margret Thatcher war eure erklärte Gegnerin, als ihr mit NEW MODEL ARMY angefangen habt. Anscheinend hat sich mit der aktuellen Regierung unter Rishi Sunak nicht viel verändert.
Das ist doch überall so. Geld muss frei sein, damit es sich entfalten kann. Scheiß drauf! Die ursprüngliche Idee der Demokratie ist doch, dass wir alle Volksvertreter wählen, die unsere Interessen vertreten und uns vor dunklen Mächten schützen sollen. Inzwischen ist aber alles zu einem großen Klumpen verschmolzen. Im alten Griechenland gab es ein sehr interessantes Muster. Dort hat sich die Demokratie immer dann in eine Oligarchie verwandelt, wenn ein paar wenige Leute alles besessen haben. Diese Oligarchie hat sich in eine Diktatur verwandelt, weil die Machthaber Angst hatten, ihre Macht zu verlieren. Dann kam eine Revolution, die wieder eine Demokratie zur Folge hatte. Diese Entwicklung hat sich mehrfach wiederholt. Wir haben unserer Demokratie auch erlaubt, sich in eine Oligarchie zu verwandeln, und inzwischen befinden wir uns auf dem besten Weg in eine Diktatur. Daran wird sich nichts ändern, wenn die Regierungen nicht damit anfangen, den Markt und das Big Business zu kontrollieren.

Es klingt fast so, als ob du nach über vierzig Jahren immer noch die gleichen Lieder singen musst.
„Reload“ ist eines der Stücke, die ausdrücken, dass unser System unfair ist. Ich glaube aber nicht, dass sich durch diesen Song viel verändern wird, genauso wie durch unsere alten Sachen. Niemand an der Wall Street wird den Text hören und sagen: Oh, wir müssen etwas ändern. Wir schreiben auch nicht viele von diesen Songs. Es gibt keine politische Agenda bei NEW MODEL ARMY. Als wir angefangen haben, gab es Bands wie CRASS oder CHUMBAWAMBA, die sich wegen ihrer politischen Botschaft gegründet haben. Das war bei uns anders. Wir haben schon immer Songs aus dem Moment heraus geschrieben. Über Dinge, die uns gerade in den Sinn gekommen sind. Das sind alles Momentaufnahmen. Wir haben kein Manifest, dem wir folgen.

Wie viel Punk steckt in der DNA von NEW MODEL ARMY?
100%, würde ich sagen. Alle, die jemals Mitglied von NEW MODEL ARMY waren, haben diese Attitüde. Anfang der Neunziger sah es so aus, als würden wir eine erfolgreiche Band werden. Aber so richtig groß sind wir nicht geworden. Was ist schiefgegangen? Wir waren einfach nicht bereit, Dinge zu tun, die große Bands tun. Immer wenn wir Songs hatten, die richtig populär wurden wie „Vengeance“, „51st State“ oder „Vagabonds“, dann war unsere Reaktion auf die wachsende Beliebtheit, diese Songs fünf Jahre lang nicht mehr live zu spielen. Wenn unsere Fans die großen Hits hören wollten, sagten wir: Fuck them! Wir stehen nicht hier, um irgendjemandem zu gefallen. Wir sind hier, um zu tun, was uns gefällt. Wir sind also nicht sonderlich überrascht, dass wir keine Stadionband geworden sind. Aber das hat uns in die Position gebracht, machen zu können, was wir wollen, und zwar so, wie wir wollen und wann wir wollen. Wir können selbst entscheiden, was wir für gut halten, ohne uns darüber Gedanken machen zu müssen, was andere von uns halten. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir dieses Privileg besitzen. Natürlich sind wir keine Riesenband und haben nicht Millionen Pfund verdient, dafür sind wir als Künstler wirklich frei und ungebunden. Neulich hat mich jemand gefragt: Was haben euer erstes Album und diese Platte gemeinsam? Ich denke, dass wir als Band zusammenkommen und den Krach machen, den wir alle lieben. Daran hat sich nichts geändert.

Genau dafür lieben euch eure Fans. Oder hast du eine andere Erklärung für die enge Verbindung zwischen Band und Fans?
Das musst du die Fans fragen. Ich kann dir das nicht erklären. Wir verweigern uns nämlich all diesen Dingen, die Bands in diesen Tagen so tun, um mit ihren Fans in Kontakt zu treten. Wir schreiben nichts in den sozialen Medien oder posten Bilder von unseren Bandproben. Wir pflegen nicht einmal persönlichen Kontakt. Was Musik betrifft, halten wir alles sehr privat. Keiner von uns hat einen privaten Social-Media-Account. Du müsstest also die Fans fragen, um mehr darüber zu erfahren. Die Menschen, die NEW MODEL ARMY lieben, sind auch keine homogene Gruppe. Viele andere Bands sprechen immer von ihrem Publikum als eine große Masse. Eine Menge, die man vereinigen muss. Alle müssen mitmachen bei diesen Spielchen. Etwas nachsingen oder mit den Armen wedeln. Wenn ich von der Bühne herunterschaue, sehe ich viele verschiedene Gesichter. Ganz unterschiedliche Menschen, was Herkunft, Lebenslauf oder Alter betrifft. Sie alle haben unterschiedliche Song-Favoriten und andere Erwartungen an unsere Musik. Die einen wollen tanzen, die anderen wollen einfach nur still zuhören. Sie sind alle verschieden, deshalb geben wir nie vor, wie unsere Fans sein sollen. Wir versuchen nie, unser Publikum auf die übliche Weise zu vereinigen. Wir gehen einfach nur auf die Bühne und sind wir selbst. Wir spielen die Musik, die wir lieben, und hoffen, dass die Menschen etwas davon mitnehmen. Mehr nicht.

Ein Teil von eurer Individualität ist, dass ihr eure Heimatstadt Bradford nie verlassen habt. Das ist immer noch die Homebase der Band.
Warum sollten wir die Stadt verlassen? Um ehrlich zu sein, leben wir nicht alle in Bradford. Ich lebe halb in Bradford und halb in Paris, wo meine Freundin wohnt. Dean wohnt in Leeds. Michael wohnt ein bisschen außerhalb von Bradford und Ceri in Stowmarket. Aber das Zentrum der Band ist und bleibt Bradford. Wir sind glücklich hier, denn wir haben hier einen wunderschönen Platz zum Arbeiten in einer alten, umgebauten Mühle. Eine Art Hippie-Himmel mit vielen Bands und Künstlern. Dort fühlen wir uns pudelwohl. Außerdem ist Bradford immer noch sehr erschwinglich. Es kostet nicht viel, dort zu leben oder ein Studio zu mieten. Wir sind jetzt schon seit 23 Jahren im gleichen Studio hier. Das ist als Basis perfekt für uns. Man hört immer wieder, Bradford gelte auch als gefährliches Pflaster, davon bekommen wir aber nicht viel mit. Die Stadt hat eine sehr hohe Mordrate, das sind aber alles Leute, die mit Drogen und Clans zu tun haben. Wenn man damit nichts zu tun hat, ist es ziemlich sicher hier. Es ist eine Mafia-Stadt. Wenn man da also nicht seine Finger im Spiel hat, hat man seine Ruhe, weil die Mafia für Ordnung sorgt.

Euer letztes Studioalbum „From Here“ habt ihr ja auf der kleinen norwegischen Insel Giske aufgenommen. Wie war diesmal die Atmosphäre in Bradford? So ganz ohne atemberaubende Natur ...
Es waren sehr lockere Sessions, in denen wir uns einfach Ideen zugeworfen haben. Wir haben alle Dinge weggelassen, von denen ich dachte, sie wären entscheidend, um eine gute Platte zu machen. Es hat sich herausgestellt, dass die erste Idee immer die beste ist. Songs, die man noch nicht ausgiebig geprobt hat, klingen einfach frischer und unverbrauchter. Wenn man ins Studio geht und Songs einspielen will, die man lange vorbereitet hat, versucht man krampfhaft, dass sie auch richtig klingen. Bei dieser Platte hatten wir keine Angst vor Fehlern, wir haben eine gute Idee einfach gleich festgehalten. Das hat zwischen uns vier Musikern bestens funktioniert. Jeder hat sofort offen gesagt, was er von der neuen Idee hält. Natürlich haben wir auch unzählige Songs verworfen, aber wir haben dann immer Stücke entwickelt, die noch besser waren.

Wie ist es für dich, dass du das letzte verbliebene Gründungsmitglied von NEW MODEL ARMY bist?
Die Band, die 1980 ihren Anfang genommen hat, war 1985 schon wieder Geschichte. Robert Heaton war bereits der dritte Schlagzeuger von NEW MODEL ARMY und unser Ur-Bassist Stuart Morrow ist schon 1985 ausgestiegen. Ich war also zu diesem Zeitpunkt schon das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Es gab permanenten Wechsel, wir sind aber immer noch eine Band und streiten uns als Band. Ich bin nicht der Chef von NEW MODEL ARMY, der alles vorgibt. Mein Wort hat in der Band nicht mehr Gewicht als das eines anderen Musikers. Ich glaube allerdings nicht an Demokratie in Bands. Bei uns gibt es keine Abstimmungen. Derjenige mit der stärksten Überzeugung, versucht die anderen für seine Idee zu begeistern. Die Leute denken immer, das wäre ich, aber das ist nicht so. Diesen Part übernehmen oft Michael oder Dean. Alle fünf oder zehn Jahre kommt ein neuer Musiker in die Band, dann verändert sich die Dynamik wieder. Das wirkt sehr belebend auf NEW MODEL ARMY. Wir müssen also nie darüber nachdenken, uns neu zu erfinden oder etwas zu verändern. Das passiert von allein. Genauso ist es auf „Unbroken“ passiert.